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Rethinking Habitat

Das gemeinschaftliche Architekturprojekt »Suddo Neuve« bietet bauliche Antworten auf die gesellschaftlichen Fragen der sich im Wandel vom Dorf zur Stadt befindlichen Gemeinde Makos im Osten des Senegals. Bereits seit Anfang 2017 stellt sich das Projektteam – ein Zusammenschluss engagierter Mitglieder der Dorfgemeinde und eine Gruppe internationale Studierende – aktuellen Fragestellungen des Bauens, Wohnens und Arbeitens in Mako und hat mögliche Lösungsansätze in einem konkreten architektonischen Entwurf zusammengeführt. In Form eines kooperativ erarbeiteten und dauerhaft öffentlich wirksamen Lehm-Referenzbaus soll »Suddo Neuve« weiteren Bauvorhaben in der Gemeinde bzw. Region als fortschrittliches, vorbildliches und inspirierendes Beispiel vorangehen.

Suddo Neuve

28. August 2020

Das gemeinschaftliche Architekturprojekt »Suddo Neuve« bietet bauliche Antworten auf die gesellschaftlichen Fragen der sich im Wandel vom Dorf zur Stadt befindlichen Gemeinde Makos im Osten des Senegals. Bereits seit Anfang 2017 stellt sich das Projektteam – ein Zusammenschluss engagierter Mitglieder der Dorfgemeinde und eine Gruppe internationale Studierende – aktuellen Fragestellungen des Bauens, Wohnens und Arbeitens in Mako und hat mögliche Lösungsansätze in einem konkreten architektonischen Entwurf zusammengeführt. In Form eines kooperativ erarbeiteten und dauerhaft öffentlich wirksamen Lehm-Referenzbaus soll »Suddo Neuve« weiteren Bauvorhaben in der Gemeinde bzw. Region als fortschrittliches, vorbildliches und inspirierendes Beispiel vorangehen.

Die sich im Übergang – von einem traditionellen, autarken Rundhüttendorf hin zu einer modernen, infrastrukturell und wirtschaftlich erschlossenen Kleinstadt – befindliche Gemeinde wird zunehmend als regionales Zentrum wahrgenommen, was das Wachstum der Bevölkerung fördert. Bessere Ausbildungsmöglichkeiten und ein wachsendes, überregionales Wirtschaftssystem, welches über den landwirtschaftlichen Sektor hinausreicht, tragen zum anhaltenden Aufschwung bei. Die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen gehen mit neuen Anforderungen an das Bauen einher. Hierbei wurde dem gewachsenen Bedarf an verdichtetem mehrgeschossigen Bauen (mehrheitlich im Zentrum der Gemeinde) bisher ausschließlich mit einer Stahlbeton-Wellblech-Architektur begegnet, deren Bauteile sich aus beinahe ausschließlich importierten Baumaterialien zusammensetzen. Traditionelle Baustoffe wie Bambus oder Lehm konnten im Urbanisierungsprozess noch keinen neuen Platz finden und gelten seither als Zeugen einer vergangenen Zeit.

Fortschritte des Bauens, z.B. Versorgung der Toiletten und Duschen mit Leitungswasser, zuverlässige Beleuchtung und Elektrifizierung über Photovoltaikanlagen oder ein verbesserter Witterungs- und Insektenschutz durch verschlossene Wandöffnungen sind im selben Zuge mit den Betonbauten in den modernen Wohn- und Arbeitsbau eingezogen. Diese manipulieren den eigentlichen Mehrwert der Betonarchitektur, da die einzelnen Aspekte nicht differenziert als eigenständige Verbesserungen wahrgenommen werden. Im verzerrten Bild der Vorteile werden die eindeutigen Nachteile der Betonarchitektur zwar hingenommen, jedoch zunehmend hinterfragt. Neben der Problematik des Verlustes lokalwirtschaftlicher Gelder und der Aufgabe einer kulturinhärenten Architektursprache, hat sich insbesondere das extreme Überhitzen der neuen Beton-Bauwerke (fehlenden thermische Masse) als größtes Manko herauskristallisiert.

Durch die Neuinterpretation der Lehm-Bauweise soll langfristig die gesamte Dorfgemeinde (ca. 3.000 Bewohner) von der Bauweise »Suddo Neuves« profitieren. Es herrscht außerdem ein reger Austausch zu den umliegenden Gemeinden, sodass das Potenzial besteht, dass die gesamte Region (150.000 Bewohner) von diesem Projekt profitiert. Durch die Zusammensetzung des Projektteams bildet »Suddo Neuve« hierbei eine Bühne für die junge Generation, die zunehmend ihren Anspruch auf die Mitgestaltung der Entwicklung ihrer Gemeinde erhebt und diesem mithilfe des Referenzgebäudes Ausdruck verleihen kann.

Gemeinde Makos im Osten des Senegals baut mit Lehm

Suddo Neuve versucht mit dem stets verfügbaren und traditionsreichen Baustoff Lehm auf die vorherschenden Probleme zu reagieren, indem es die räumlichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse der Menschen und die Gegebenheiten des Savannenklimas berücksichtigt. Auch Gebäudetypologien werden weiterentwickelt: Eine steigende Zahl an Kleingewerben und die Zuwanderung von alleinstehenden Personen, welche sich nicht im traditionellen Verbund der Familien verorten lassen, erfordern urbanere Strukturen. Suddo Neuve kombiniert eine zur Straße geöffnete gewerbliche Einheit mit einer davon unabhängigen Wohnung im Obergeschoss. Elektrizität wird unabhängig für jede/n NutzerIn über Solarpaneele auf dem Dach gewonnen. Da es keine öffentliche Kanalisation gibt, greift Suddo Neuve auf ein unabhängiges Abwassermanagement zurück, indem eine Zwei-Kammer-Klärgrube einer Sickergrube vorgeschaltet ist.

Die für den Bau benötigten Lehmsteine wurden gemeinsam mit dem lokalen Team gepresst und anschließend sonnengetrocknet. Bei den Maurerarbeiten wurde mit lokalen Maurern zusammengearbeitet, um das handwerkliche Können nachhaltig im örtlichen Baugewerbe zu integrieren. Die Mauersteine wurden in massiver Bauweise im Läuferverbund vermauert. Die thermodynamischen Eigenschaften und die natürliche Regulierung der Luftfeuchtigkeit der Lehmsteine sorgen für ein angenehmes Raumklima. Für den Deckenbau wurden T-Träger aus Beton mit den Ringankern verbunden. Zum Ausfachen der T-Träger kamen Lehm-Deckensteine zum Einsatz, die sich aufgrund ihrer Aufbauhöhe und Hohlräume zum Schutz vor Erwärmung der Innenräume bestens eignen. Die Ringanker dienen als Sturz für die geschosshohen Öffnungselemente. Türen und Fenster wurden in einer lokalen Schlosserei produziert. Mit ihrer Vertikalität und kontrastierenden Färbung unterbrechen und gliedern sie das Fassadenbild. Das gradlinige und ästhetisch ansprechende Erscheinungsbild soll dabei helfen die durch Suddo Neuve beispielhaft demonstrierte Bauweise als Alternative im Urbanisierungsprozess der Region zu etablieren.

Handwerker der Gemeinde Makos im Osten des Senegals

Das zweite Jahr in Folge haben wir nun das Projekt Mako finanziell unterstützt und sind zu höchst begeistert von dem Ergebnis. Die Bilder sprechen Bände und formen die Inhalte der Arbeit zu einer spannenden Geschichte mit viel Tiefgang. Wir wünschen uns von Herzen das das Projekt auf lange Sicht ein Fundament für die rasant anwachsende Verstädterung und der damit verbundenen steigenden Nachfrage nach nachhaltigem und bezahlbarem Wohnraum bildet.

Wir bedanken uns für die äußerst spannenden Inhalte ganz besonders bei unserem Ansprechpartner Micha Kretschmann und dem gesamten Team von Project Mako und sind begeistert von dem Mut, der Durchsetzungskraft und dem Willen, der das Rückrad der Verwirklichung eines solchen Projektes bildet. Wir wünschen allen Beteiligten des Projektes Suddo Neuve viel Kraft, Mut und Freude und schauen gespannt auf die Zukunft und die damit verbundene lokale Entwicklung im Senegal.

Weiterführende Informationen und Untestützungsmöglichkeiten für das Projekt finden Sie hier:

https://www.project-mako.com

https://www.project-mako.com/supporters

https://twitter.com/_PROJECTMAKO/

Fotos: Jakob K. C. Krauss

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