Lehmbau Breidenbach
Nach dem Abitur zog es Peter Breidenbach nicht zum Studium sondern in die Praxis. Zu Beginn der 80er Jahre waren schon viele Menschen willens, Fachwerkhäuser authentisch zu sanieren und für Neubauten alternative Baumethoden zu erproben. Dabei fiel das Augenmerk immer wieder auch auf den Baustoff Lehm. Es fehlte jedoch an jeder logistischen, maschinellen und personellen Infrastruktur. Hier war die Marktlücke. So gründete Peter Breidenbach im Alter von 21 Jahren das Bauunternehmen Lehmbau Breidenbach und übernahm seinen ersten großen Bauauftrag. Die Frage des Handwerksrechts wurde mit Unterstützung von Freunden aus der Denkmalpflege sowie dem kulturellen und universitären Bereich geklärt. 1985 wurde das Unternehmen in die Handwerksrolle der Handwerkskammer Düsseldorf eingetragen, als erste im Lehmbau tätige Firma in Deutschland überhaupt. Lehmbau Breidenbach verfügte von Anfang an über eigens konstruierte Maschinen. Sie mussten neu entwickelt werden. Einen maschinisierten modernen Lehmbau hatte es zuvor nie gegeben. Auch geeignete Mitarbeiter mussten gefunden werden. Dazu gehörte Ulrich Röhlen, der unterdessen in Aachen ein Architekturstudium begonnen hatte.
Wie alles begann
Der Unternehmer
Die Geschichte der Firma ClayTec begann in den 1970er Jahren. Peter Breidenbach stammt aus einer Architektenfamilie mit einem starken Bezug zum traditionellen Bauhandwerk. Seine Eltern arbeiteten vorrangig im Bereich der Denkmalpflege, privat begannen sie 1975 einen Fachwerkhof aus dem Jahr 1661 instand zu setzen. Das Bauen mit natürlichen und somit auch denkmalgerechten Baustoffen war in dieser Zeit noch nicht aktuell. Die Epoche uneingeschränkter Fortschrittsgläubigkeit dauerte an. Das Bauwesen hatte nach 1945 einen tiefgreifenden Industrialisierungsschub erlebt. Im Handwerk verhaftete Bauweisen wurden belächelt. Aus der Perspektive der Fachwerkhaussanierung erschienen die traditionellen Baustoffe jedoch in keiner Weise als rückständig. 1978 begannen auf dem Viersener Tho Rieth Hof die ersten Versuche, Lehm für Ausfachungen und Verputz aufzubereiten. Aus dieser Zeit stammen die ersten Erfahrungen im Lehmbau. Peter Breidenbach war 15 Jahre alt, sein Schulfreund Ulrich Röhlen wenige Jahre älter.
Die Jahre im Bauhandwerk
Da die Bauaufträge in den 80er Jahren noch über das ganze Bundesgebiet verteilt waren bedeutete Lehmbau auswärts zu arbeiten. Die Denkmalsanierungen lagen vor allem in den Mittelgebirgen mit ihrer ausgeprägten Fachwerkkultur. Bei den Neubauten bestimmten Bauherrenpersönlichkeiten mit Pioniergeist den Standort. Mit der Zeit kristallisierten sich aus der Vielzahl der Möglichkeiten jene Lehmbauverfahren heraus, die sich für die Bauaufgaben der Gegenwart eigneten. Im Fachwerkbau wurden traditionelle Ausfachungsmethoden durch Lehmsteinmauerwerk ergänzt. Leichtlehm wurde im Altbau zur Innendämmung, im Neubau als Außenwandfüllung von Holzskeletten eingesetzt. Es wurde deutlich, dass Lehm im Neubau weniger für den Rohbau als für den Ausbau nachgefragt wurde. Wichtigstes Einsatzgebiet wurde der Lehmputz, dessen wohnklimatische und optische Erfahrbarkeit immer mehr Bauherren für sich einnahm.Gemischt wurde grundsätzlich auf der Baustelle, was nicht nur praktische, sondern auch ideelle Gründe hatte. Erkauft war dies jedoch mit großem organisatorischem Aufwand: Lehm, Sand und Stroh mussten in richtiger Menge vor Ort sein, dazu ein starker Wasser- und Stromanschluss.Das Unternehmen war an den Sanierungen bedeutender Fachwerkrathäuser beteiligt. Ein herausragendes Beispiel ist das Haus Römer 2-4-6 in Limburg, Baujahr 1289. Es galt zum Zeitpunkt der Instandsetzung als ältestes Fachwerkhaus Deutschlands. Unter den Neubauprojekten ist die Ökosoziale Siedlung in Köln-Chorweiler bemerkenswert, ein Ensemble aus 18 großen Holzskelettbauten.
1978
Tho Rieth-Hof. Der Beginn.
Im Jahre 1975 erwerben die Eltern des Firmengründers Peter Breidenbach ein Fachwerkhaus aus dem 16. Jh., den Tho-Rieth-Hof in Viersen. Hier werden am eigenen Bauvorhaben fast alle Lehmbautechniken erarbeitet.
1984
Firmengründung
Direkt nach dem Abitur gründet Peter Breidenbach am 1. April 1984 die Firma Lehmbau Breidenbach. Schnell werden auch die ersten Geräte zur Herstellung von Lehm-Mischungen entwickelt.
1985
Der Eintrag in die Handwerksrolle
Am 22. April 1985 wird Peter Breidenbach als erster Lehmbauer in Deutschland in die Handwerksrolle eingetragen. Der Antrag wurde von zahlreichen Denkmalbehörden unterstützt.
1985
Mechanisierung der Lehmputzverarbeitung
Lehm und Stroh sind keine mit handelsüblichen Baugeräten zu bearbeitenden Rohstoffe und so wird ein Hochleistungs-Industriemischer von Eirich auf eine Anhänger-Konstruktion montiert.
1986
Die Technik hält Einzug
Nach und nach hält moderne Technik Einzug in den Lehmbau. Die erste Putzpumpe wird so umgebaut, dass auch Lehmputze gespritzt werden können.
1984 - 1991
Die Baustellen-Jahre
In den folgenden Jahren wächst das Unternehmen kontinuierlich. Mit bis zu 30 Mitarbeitern, in bis zu 5 Kolonnen, ist die Firma Lehmbau-Breidenbach in ganz Deutschland unterwegs.
1990
Die Baustoff-Produktion
Die zentrale Produktion von Lehmbaustoffen wird gestartet und wieder beginnen Experimente mit Maschinen und Anlagen, die eigentlich für andere Zwecke konzipiert wurden. Nach und nach entsteht die erste Produktionsanlage für Lehmbaustoffe.
1990
Der Ringofen
In Viersen wird die Restaurierung der alten Ringofenziegelei durch die Stadt unter Leitung der Architektin Inge Breidenbach beendet. Lehmbau Breidenbach zieht zunächst als Mieter ein.
1992
Das Warenzeichen
Der Vertrieb der Lehmbaustoffe an Handel, Handwerk und Endkunden erfolgt unter dem eingetragenen Warenzeichen ClayTec.
1993
Die Schulungen
Damit unsere Kunden das Rad nicht neu erfinden müssen, werden auf dem Betriebsgelände Schulungen durchgeführt. Diese Veranstaltungen werden in den nächsten Jahren ausgeweitet.
1996
Das neue Büro
In diesem Jahr findet der Umzug des Büros in ein eigenes Gebäude statt. In den folgenden Jahren kommen zwei angrenzende Gebäude hinzu.
1996
Die Lehmbauplatte
Ein Meilenstein in der Entwicklung moderner Lehmbaustoffe ist die Lehmbauplatte. Endlich ist der Lehmbau im Trockenbau angekommen und erschließt so neue Bauanwendungen.
1997
Der Denkmalpreis
Durch die Arbeit der Firma Lehmbau Peter Breidenbach wurde das historische Material Lehm für die handwerkliche Anwendung in der Denkmalpflege wieder nutzbar gemacht. Diese Arbeit wird vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz gewürdigt.
2000
Die Handelsstruktur
Es fällt die Entscheidung, ClayTec-Lehmbaustoffe ausschließlich über den Baufachhandel anzubieten. Das Handwerk wird über Partnerschaften weiterhin eng eingebunden.
2000
Die Erweiterung
Es wird zu eng in der Produktion. Eine neue Halle für die Produktion und die Lagerung der ClayTec-Lehmbaustoffe wird gebaut.
2008
Die neue Produktionsanlage
Die alte, langsam gewachsene Produktionsanlage erreicht die Kapazitätsgrenzen. Es wird eine komplett neue Anlage konzipiert und gebaut. Hier fließen alle Erfahrungen der vergangenen Jahre ein.
2009
Das Kolumba Museum
ClayTec-Lehmbaustoffe werden im Kolumba-Museum in Köln auf einigen tausend Quadratmetern eingesetzt und verdeutlichen, dass das alte Material Lehm für ästhetisch hochwertige Oberflächen bestens geeignet ist.
2009
Die Niederlassung im Westerwald
In der Nähe zu wichtigen Rohstoffvorkommen des Westerwaldes und auf Grund der verkehrstechnisch günstigen Lage, wird die Niederlassung Koblenz eröffnet. 2012 findet der Umzug zum jetzigen Standort in Ransbach-Baumbach statt.
2010
YOSIMA
Als Nachfolgeprodukt von CLAYFIX Lehmfeinputz und Strukturputz wird 2010 die Produktlinie YOSIMA auf der FARBE in München präsentiert. Ein einzigartiges Farbsystem!
2011
Die Niederlassung Egeln
Um die Produktion in Viersen und in Ransbach-Baumbach zu entlasten und die östlichen Bundesländer besser zu erreichen, wird die Niederlassung in Egeln bei Magdeburg gegründet.
2013
Die Trockenmörtel-Anlage
In Ransbach-Baumbach wird eine Produktionsanlage für Lehm-Trockenmörtel errichtet. Die Angebotspalette an ClayTec-Lehmputzen wird erweitert.
2015
Die nächste Generation
Die nächste Generation tritt in den Familienbetrieb ein. Sohn Maximilian übernimmt nach seinem Studium der Betriebswirtschaft die Bereiche Logistik, Ausland und IT. 2016 wird er Geschäftsführer der ClayTec Lehmbaustoffe
2020
Cellco unter dem Dach von CLAYTEC
Als Hersteller und Produzent von Baustoffen aus Lehm haben wir von ClayTec das Traditionsunternehmen Cellco GmbH (ehemals Haacke Cellco) übernommen. Mit der Übernahme von Cellco als Hersteller von Dämmstoffen aus Kork und Lehm engagieren wir uns bei ClayTec dort, wo einst die Unternehmensgeschichte unseres Viersener Familienunternehmens begann: in der Fachwerkrestaurierung. Der starke Bezug zum traditionellen Bauhandwerk prägt das Unternehmen noch heute – somit fügt sich Cellco gut in eines unserer Fachgebiete bei ClayTec ein.
2020
Lehm live erleben: neu mit CLAYTOURS
Lehm erleben; das ermöglichen wir bei ClayTec mit unserer Plattform CLAYTOURS. CLAYTOURS bietet eine handverlesene Sammlung an architektonischen Objekten, in denen Lehm in den unterschiedlichsten Baustoffarten verarbeitet wurde. Unser Ziel ist es, öffentlich zugängliche Gebäude wie Restaurants, Weingüter oder Hotels, in denen mit ClayTec Produkten gearbeitet wurde, vorzustellen und dadurch eine Plattform anzubieten, auf der Interessenten Objekte finden können, in denen Sie Lehmbaustoffe und -Oberflächen erleben und anfassen können.
2021
Naturnahe Betriebserweiterung
Der erste Spatenstich für die naturnahe Erweiterung unseres Betriebsgeländes in Viersen ist vollbracht. Im Juni 2021 startete die langersehnte Betriebserweiterung am historischen Produktionsstandort, dem sogenannten Ringofen, auf der Süchtelner Straße. Als erstes erfolgt die Archäologische Untersuchung des Geländes, da es an eine historische Römerstraße anschließt. Nach ca. fünf Monaten ist es dann nun endlich soweit, die neue Ausfahrt ist befahrbar.
2021
Neuer Produktionsstandort im Süden Deutschlands
Kurz vor dem Jahreswechsel verkündet Peter Breidenbach, Gründer und Geschäftsführer ClayTec, eine erfreuliche Neuigkeit: Das Familienunternehmen expandiert nach Bächingen, in den schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau, im Süden Deutschlands und eröffnet dort einen weiteren Produktionsstandort. Die neue ClayTec Niederlassung soll zukünftig für die Produktion von erdfeuchten Lehmputzen, sowie für logistische Aufgaben, genutzt werden.
2022
Gründung Industrieverband Lehmbaustoffe
In Berlin wurde Mitte November der Industrieverband Lehmbaustoffe gegründet. Die Gründungsmitglieder, die Unternehmen ClayTec, Hart Keramik und Lehmorange haben sich zum Ziel gesetzt, unter anderem die Interessen der mittelständischen Lehmbaustoffindustrie zu vertreten, technische Weiterentwicklungen von ungebrannten Lehmbaustoffen und deren Herstellung zu fördern und den Prozess von bauaufsichtlichen Zulassungen zu begleiten. Zum Vorstandsvorsitzenden wurde Maximilian Breidenbach, Prokurist bei der ClayTec GmbH & Co. KG, berufen.