2019 konnte das Paar in einer rekordverdächtigen Zeit von knapp sechs Monaten aus einem fast 100 Jahre alten Haus, von dem beinahe nur noch Außenwände und Dach nutzbar waren, ein schönes und gemütliches Zuhause machen. Bei der Auswahl der Baustoffe legten sie großen Wert auf ökologische Kriterien. Zur energetischen Sanierung wurden alte Kunststofffenster mit Holzfenstern ersetzt. Das Dach wurde mit HFD-Platten gedämmt. Die verbleibenden Flächen der weitgehend geöffneten Nordfassade wurden mit einem 16 cm dicken Mineralschaumplattenaufbau verkleidet. Die 45 cm dicke Südwand blieb dagegen ungedämmt, dafür wurde auf solare Energieeinträge gesetzt. Auch der Kellerboden blieb unangetastet. Unterm Strich lässt sich sagen, dass das Haus gut, aber nicht hervorragend gedämmt ist oder einem der bekannten Zielstandards entspricht.
Auf Anraten des befreundeten Installateurs entschied sich das Paar zur Wärmeerzeugung für eine Gastherme nach bestem Stand der Technik. Wärmepumpen waren seiner Ansicht nach technisch noch nicht ausgereift genug, zu störungsempfindlich und wartungsintensiv. Das Brauchwasser wurde mit einem kleinen dezentralen Durchlauferhitzer in unmittelbarer Nähe der Verbrauchsstellen erhitzt.
Ulrich und Bettina waren mit ihrer Entscheidung für die Gastherme zufrieden. Der Wärmebedarf lag bei moderaten 4.500 bis 6.000 kWh/a für ca. 100 m2 Wohnfläche. Dennoch entschied sich das Paar aus Klimagründen die Therme gegen eine Luft-Wasser-Wärmepumpe auszutauschen. Die Entscheidung fiel auf eine flächige Wärmeverteilung mit Lehm-Wandflächenheizungen. Die Wärmepumpe hatte eine Wärmeleistung von 4,94 kW und eine Vorlauftemperatur von 25°C. Die niedrige Vorlauftemperatur ermöglichte eine effiziente Nutzung der Wärmepumpe. Im ersten Winter stellten sie fest, dass die Vorlauftemperatur meist ausreichend war und der Stromverbrauch niedrig blieb. Die Leistungszahl lag bei ca. 5,5. Die Kosten für das Heizen beliefen sich auf nur etwa 480 € pro Jahr.
Der Lehmputz als Wärmeabgabemedium stand von vornherein fest. Dies liegt vor allem an der Umweltperformance dieses Baustoffes. Die Umweltproduktdeklarationen des Dachverband Lehm e.V. weisen für den zentralen Wert des Global Warming Potential (GWP) für ungetrocknet verarbeitete Lehmputze einen Wert aus, der zwischen 3% und 5% der Werte für anders gebundene Putzmörtel liegt! Trocknet man die Lehmputze, wie es z.B. für die Arbeit mit bestimmten Putzmaschinen notwendig ist, sind es verglichen mit den Alternativen immer noch nur 8% bis 12%. Darüber hinaus ist Lehm wasserlöslich. Er kann beliebig oft mit geringem Energieeinsatz plastisch gemacht und wiederverwendet werden. Bezüglich der Zirkularität (kreislaufwirtschaftliche Eignung) gibt es kein anderes Material mit einer solchen Eigenschaft. Lehm trägt zu einem angenehmen Raumklima bei. Sein Einsatz sollte aber nicht zur Reduktion der Raumlüftung führen. Seine energetische Leistungsfähigkeit als Wärmeübertrager wurde schon erwähnt. Messungen deuten darauf hin, dass eine im Vergleich zu anderen Putzmaterialien bis zu 30% höhere Leistungen möglich sind. Rechnerisch braucht man demnach 23% weniger Heizfläche, was bei den ggf. begrenzten Möglichkeiten an weitgehend von Möbeln unverstellten Flächen für die Wandflächenheizungen wichtig sein kann. In jedem Fall hat man auch bei knapper Flächendimensionierung eine gute Reserve.
Die „YOSIMA Lehm-Designputze“ haben natürliche Farben und sind frei von künstlichen Farbstoffen. Ulrich und Bettina entschieden sich für die meisten Flächen für den Farbton Kolumba-Grau und ein kräftiges Jade-Grün im Schlafzimmer. Das Obergeschoss hat erdige Brauntöne und der Essplatz bekam einen schilf-gelben Putz. Die Oberfläche ist nicht nur preisgünstig herzustellen, sondern aufgrund der vergrößerten Oberfläche wahrscheinlich energetisch wirksamer als eine geriebene Putzoberfläche.
Heute blicken Bettina und Ulrich mit großem Erfolg auf ihre Entscheidung für die Wärmepumpe zurück. Die hohe Effizienz ist in erster Linie der flächigen Verteilung der Wärme zu verdanken. Dies ermöglicht eine niedrige Vorlauftemperatur und damit hohe Wirtschaftlichkeit. Der Lehmputz verstärkt die energetische und raumklimatische Effizienz maßgeblich. So schauen Ulrich und Bettina, was die private Heizsituation betrifft, in eine Zukunft frei von Unsicherheiten. Dabei wurde bewusst nicht auf haustechnische Hightech Lösungen gesetzt, die ebenso kompliziert wie fehleranfällig und wartungsintensiv sind. Das Lowtech Lehmsystem funktioniert einfach, in 30 Jahren so wie heute.